banner 3 gif1

Der Ursprung der Grafen von Calvelage ist in der Gegend von Vechta oder Lohne zu suchen. Als die älteste Tochter Ottos von Nordheims den jungen Grafen Hermann II. von Calvelage heiratet, erhält sie als Mitgift reiche und ausgedehnte Besitzungen in der Gegend der späteren Grafschaft Ravensberg. Um seinem mächtigsten Nachbarn - Bischof Benno von Osnabrück - einen Gegenpol zu der von ihm erbauten Iburg zu geben, entschliesst sich Hermann II. zum Bau eines eigenen militärischen Stützpunktes. Er liess die Ravensburg erbauen und änderte seinen Namen in Calvelage Ravensberg.

Sein Sohn Hermann III. regiert von 1115 bis 1141 die Grafschaft. Als Zeitgenosse und angeheirateter Vetter Lothars von Supplinburg unterstützt er diesen in den Kämpfen gegen den Kaisersohn Heinrich V und ist auch bei der Schlacht am Welfesholze bei Eisleben am 11.02.1115 zugegen. Nachdem Lothar König wurde (Hermann wohnte der Krönung 1133 in Rom bei), wird Hermann III. in den Stand eines Fürsten erhoben. Das Haus Calvelage-Ravensberg ist nun Teil der westfälischen Dynastenfamilien.

Ihm folgt Otto I. der seinen Wohnsitz endgültig auf die Burg Ravensberg verlegte und von da an den Namen „Graf von Ravensberg“ trägt. Er ist häufig Zeuge in den Urkunden Heinrichs des Löwen und wohnt dessen Hochzeit mit der englischen Königstochter Mathilde in Minden im Jahre 1168 bei.

Als im Jahr 1180 im Gebiet des heutigen Norddeutschland ein Bürgerkrieg ausbrach, war Ottos Sohn, Hermann Graf von Ravensberg. Der Grund für die Auseinandersetzungen war die Entsetzung Heinrichs des Löwen auf dem Reichstag zu Gelnhausen, auf dem neben den anderen deutschen Reichsfürsten auch Hermann zugegen war. Infolge dessen kam es am 01. August 1181 zur Schlacht auf dem Halerfelde nördlich von Osnabrück. Hier trafen der Graf von Ravensberg und seine Verbündeten - zu denen u. a. die Grafen von Tecklenburg, Schwalenberg und Arnsberg gehörten - auf die Truppen Heinrichs. Deren Anführer - Graf Adolf von Holstein - führte seine Truppen zum (blutigen) Sieg und Hermann  konnte sich mit wenigen Gefolgsleuten knapp retten. Infolge dessen sind zwei Nachbarschaftskonflikte der Ravensberger begründet. Nach der schliesslichen Verdrängung Heinrichs erhielt der Graf von Ravensberg Besitzungen des Hauses Lippe, die diese nicht so schnell verwanden. Ausserdem war der von Heinrich gefangen genommene Graf von Tecklenburg auf dessen Seite übergetreten und der Gegensatz zwischen Tecklenburg und Ravensberg damit begründet. 1207 wurde Hermann zusammen mit seinem Sohn Otto von den Tecklenburgern infolge einer Fehde gefangengenommen, und erst gegen Zahlung eines Lösegeldes freigelassen. Im Jahr 1214 verleiht Hermann Bielefeld die Stadrechte. Er erhält - für seine Treue zu Kaiser Friedrich Barbarossa - Münzrechte in Bielefeld, Hasellünne und Emden. Der Emszoll in Vlotho ist ihm seit 1193 zu eigen.

Hermanns Söhne - Otto II. und Ludwig - verwalten das väterliche Erbe zunächst gemeinsam. Als Erbzwistigkeiten unter den Brüdern ein Einschreiten der Kirche erfordern, wird im Jahr 1226 die Grafschaft geteilt (Herforder Teilung). Ludwig erhält die Burg Ravensberg, die Güter zu beiden Seiten des Osning und die Stadt Bielefeld. Otto II. werden die um Vechta gelegenen Gebiete zugesprochen, sowie die Herrschaft über Vlotho.

Ludwig nahm an der nicht sehr ruhmreichen Schlacht auf dem „Alten Esch“ (1234) teil, bei der der Aufstand der Stedinger Bauern gegen den Bischof von Bremen blutig niedergeschlagen wurde. Der Bischof belehnt ihn zum Lohn mit reichen Gütern. Um Spekulation handelt es sich, wenn man vermutet, dass Ludwig als Sühne der Stadt Bielefeld eine Kapelle an der Stelle der heutigen Altstädter Nikolaikirche schenkte.

Zahlreiche Fehden mit den Tecklenburgern und den Grafen von Lippe zwingen Ludwig zur Schaffung eines zweiten militärischen Stützpunktes. Er lässt den Bau der Sparrenburg am Osning-Durchgang bei Bielefeld beginnen. Als Ludwig 1249 stirbt hinterlässt er drei unmündige Söhne aus seiner zweiten Ehe mit Adelheit von Ratzeburg. Deren Vormund wird Bernhard von Lippe aufgrund seiner Verwandtschaft mit Ludwigs erster Frau - Gertrud von Lippe (eine Schwester Bernhards). Um die Erben angemessen zu schützen, beschliesst Bernhard seinen Wohnsitz auf die Ravensburg zu verlegen, woraufhin sich Adelheit mit den Kindern zu ihrer Verwandtschaft nach Ratzeburg flüchtet. Sie erkennt die unlauteren Absichten der Grafen von Lippe. Bernhard nimmt die Burg mit Waffengewalt. Nach einer Belagerung durch den Graf Hermann von Schwalenberg - einem Freund Ludwigs - erklärte Bernhard sich schliesslich zu einem Vergleich bereit und Ludwigs Söhne konnten auf die Burg zurückkehren.

Jetzt übernahm Otto III. die Regierungsgeschäfte.

Nachdem die beiden ältesten Söhne Ottos - Hermann und Ludwig - vor ihrem Vater und ohne Erben gestorben waren, folgt der dritte Sohn – als Otto IV. – seinem Vater auf den Thron. Er besiegelte durch seine Heirat mit Margaretha von Windeck (der Erbin der Grafschaft Berg) das spätere Schicksal der Grafschaft. Er teilte nicht die Kampfeslust seiner Väter und musste aufgrund seiner (wahrscheinlich) ausschweifenden Lebensweise bald in die Schuld seiner Dienstherren gehen.

Nach seinem Tod im Jahr 1328 trat sein Bruder Bernhard - Probst von Schildesche - in den weltlichen Stand, zurück um die Geschicke der Grafschaft zu lenken. Da Otto IV. vier Töchter und Ludwig keine Nachkommen hinterlassen hat, fiel ihm nun die Aufgabe zu die Grafschaft so gut wie möglich an ein anderes Gebiet anzuschliessen, um sie nicht den ungeliebten Nachbarn zufallen zu lassen. Ihm blieb die Wahl zwischen Hessen (seine Nichte Adelheit war die Gemahlin des Landgrafen von Hessen) oder Jülich (seine Nichte Margaretha mit Gerhard von Jülich verheiratet). Es wird vermutet, dass er sich für Jülich entschied, weil er sich durch seine Schwägerin, als Erbin der Grafschaft Berg eine Vereinigung der drei Grafschaften erhoffte. Durch diese Entscheidung hat er sein Land vor grossen inneren Konflikten bewahrt, auch wenn er nicht absehen konnte, dass die Grafen und späteren Herzöge von Jülich die ravensbergischen Besitzungen eher stiefmütterlich behandelten. Mit seinem Tod 1346 erlischt das Geschlecht der Grafen von Ravensberg.

Quelle: Gustav Engel, Die Ravensbergischen Landesburgen, Bielefeld 1934

 

sb

 

[Otto III., Graf von Ravensberg] [Aktuelles] [Anspruch] [Reiterdarstellung] [Otto III.] [Die Grafschaft] [Stammtafel] [Veranstaltungen] [Impressum] [Galerie] [Kontakt] [Links] [Gästebuch]